| Der Birkerhof von Birkerhöhe aus gesehen. (noch ohne Kleingartenanlage)
Im Hintergrund Herkenrath.
- Geschichten vom Birkerhof
Über Symon vom Birkerhof
(ca1759 / 1769)
"Symon (vom Birkerhof) hatte 4 Söhne, alle gleichmäßig wohlgebaut, voller
strotzender Kraft und überschäumendem Mut. Zwei wird Vater Symon immer
mitgenommen haben, bewaffnet mit Dreschflegel, Sensen und dergleichen, die
andern zwei aber mußten Haus und Hof bewachen.
Eines Tages in jener kritischen Zeit zogen einige Mönche am Hof vorbei. Sie
verrieten den beiden Söhnen, daß eine Rotte plündernder Soldateska sich dem
Gehöft nähere. Es dauerte auch wirklich keine geraume Zeit mehr, als sie
erschienen. Es soll zu einem wüsten Kampf gekommen sein, in dessen Verlauf zwei
Franzosen von den Symonssöhnen erschlagen wurden, während die anderen
flüchteten.. Die beiden Symons hielten sich zwei Tage lang in einem nahen
Siefen verborgen; den der Hof wurde dauernd bewacht und die Gegend durchkämmt.
Da hielt es die beiden nicht länger, sie flüchteten bei Nacht und Nebel und
kamen über die Grenze nach Holland. Von dort wollten sie nach England übersetzen,
ihr Schiff aber geriet in einen Sturm und ging unter. Einer der Söhne ist
ertrunken, während der andere nach Jahren mit dieser Kunde in die Heimat
zurückkehrte ".
(Aus den Aufzeichnungen des Johann Kierspel, 1968)
Der "Waisebub"
Als ich Ende 1949 durch Zuzug nach Birkerhof zum
erstenmal mit der Familie Burgmer Kontakt aufnahm, erzählte man sich dort auf
dem Hofe öfters eine Geschichte über den "Waisebub".
Was war der Waisebub oder wer steckte hinter
dieser seltsamen Bezeichnung?
Mein Schwiegervater, Karl Burgmer, versuchte
mir diesen Typ durch seine bildlichen Beschreibungen näherzubringen. Es muß
wohl einer der typischen bergischen Originale gewesen sein, die damals die
Höfe von Zeit zu Zeit aufsuchten und dort für Erheiterung und Kurzweil
sorgten.
Es war ja in dieser Zeit keine Unterhaltung
wie in der heutigen Zeit mit Radio oder
Fernsehen oder Internet möglich, man lebte von der Kommunikation der
Menschen untereinander und deren Fähigkeiten die Geschichten und Geschichtchen
von Hof zu Hof weiter zu erzählen.
So muß wohl auch der "Waisebub" seine Zuhörer gehabt haben und war
wohl immer ein gern gesehener Gast zur Unterhaltung der dörflichen Bewohner.
Seine besonderen "Fähigkeiten" lagen wohl auf dem Gebiete des
Gesanges, sofern man die Vortragskünste dieses Originals als Gesang bezeichnen
konnte.
Sein Standardrepertoire bestand aus dem
Lied "Ich kam vom Rhein gezogen, vom Rhein,vom Rhein....usw. Aber auch das
Lied "O Tannenbaum, o Tannenbaum gehörte zu seinem
Standard-Auftritt und hat ihm wohl auch den Beinahmen "Dä Tannenbaum"
verholfen.
Es muß immer für die Bewohner des Birkerhofes
ein recht kurzweiliger Spaß gewesen sein dem Waisebub (oder Tannenbaum)
zuzuhören. Zur Belohnung reichte man ihm einen Schnaps (oder auch zwei) und
manchmal bekam er auch ein Frühstück oder eine Tasse "Fleeschzupp"
(Fleischsuppe), worauf er meistens noch ein Lied zum besten gab.
Rolf Schulze, Birkerhof, 2005
Anmerkung: In seinem neuesten Buch "Bilder und Geschichten vum
ahle Bänsberg" (2005) beschreibt Willi Fritzen den "Waisebub" mit dem
bürgerlichen Namen Heinrich Steeger aus Herkenrath.(*)
(*)Quelle: Willi Fritzen, "Bilder und Geschichten vum ahle Bänsberg" ,
Heimatbuch-Verlag- Bensberg, Postfach 100235, 51402 Bensberg
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